Die Pop-Art war eine Welle, die in den 1960er-Jahren von New York aus
erst über Amerika und dann über die ganze Welt schwappte: Ganz oben auf
dieser Welle surfte von Anfang an neben Andy Warhol der smarte Roy
Lichtenstein. Er hat aus Comics und Anzeigen winzige Bildchen zu
riesigen Gemälden aufgebläht – um deren Gleichwertigkeit mit den großen
Kunstwerken zu demonstrieren und um zugleich durch die Aufblähung der
Wortfetzen aus den Comics deren Pathos ins Groteske zu steigern.
Lichtensteins Form widerlegt also stets ihren Inhalt.
Nachdem eine Generation zuvor die amerikanischen Expressionisten wie
Jackson Pollock mit sehr großem Ego und sehr großer Gestik die Kunst
beherrscht hatten, hebelt Lichtenstein lustvoll dieses Heldentum der
Individualität aus, indem er bewusst auf industrielle Vorlagen setzt und
auf die Gestaltung der Gefühlslosigkeit. Berühmt wird Lichtenstein
dadurch, dass er die Rasterpunkte der grafischen Vorlagen in riesige
Dots auf den Leinwänden übersetzt und dabei also auch noch einen Gruß
zurück ins vergangene Jahrhundert, zu den französischen Pointillisten
sendet, die als erste geglaubt hatten, dass die ganze Welt in Wahrheit
aus Punkten aufgebaut ist.
In "Augen zu", dem Kunstpodcast von ZEIT und ZEIT ONLINE ergründen
Florian Illies und Giovanni di Lorenzo die Biografie des amerikanischen
Künstlers und seinen Rang in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Und zum Abschluss berichten sie von ihren persönlichen Bezügen zu ihm:
bei Illies stand Roy Lichtenstein auf dem Plan für die Abiturprüfung und
wer Giovanni di Lorenzo in seinem Büro besucht, der stößt dort auf eine
Grafik Lichtensteins, die Teil der legendären Kunstsammlung der ZEIT
ist.
Wer Lichtensteins kaltblütige Zerlegung seiner hochemotionalen Vorlagen
aus der Konsumwelt in ganzer Fülle anschauen möchte, der hat dazu bis
zum 14. Juli in der Albertina in Wien Gelegenheit, die die Ausstellung
"Roy Lichtenstein – Zum 100. Geburtstag" zeigt.
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