Religionsunterricht. Perspektiven der Ermutigung. Teil 6: Eine Ethik, die sich aus Verheißung speist, nicht aus Furcht. Ein GVEE Podcast
Eine Ethik, die aus Verheißung schöpft, nicht aus Furcht.
Christliche Theologie, wie sie sich in unseren Lehrplänen niederschlägt, ist ein Bemühen um das Gute für die Menschen, Heil für die Welt, die Kraft zur Vergebung und Versöhnung.
Die Gaben des Geistes: Geduld, Langmut, Sanftmut, Friede, Barmherzigkeit, Versöhnung … sind unverzichtbar für gelingendes Leben auch von Menschen, die nicht glauben.
Sie tun allen gut.
Dafür braucht die Schule Zeit. Dafür hat die Schule mit dem Religionsunterricht Zeit geschaffen und mit Religionslehrkräften besondere Fachleute für Inhalt und Vermittlung.
Im Religionsunterricht werden sie benannt, gefeiert, besungen - wo, wenn nicht hier werden diese Eigenschaften und Werte so ausführlich, stimmig und grundlegend bezeugt? Religionslehrkräfte sind bereit, auch bei kritischen Anfragen ihre Haltung, ihr Bekenntnis, also ihre „Konfession“ reflektiert und begründet als Gegenüber den Heranwachsenden zur je eigenen Persönlichkeitsentwicklung zur Verfügung zu stellen.
Sie leben vor, was es heißt, verbindlich und gebildet ansprechbar zu sein für etwas, das uns „unmittelbar angeht“.
Die Bibel, die Menschen, die Zeiten – nichts davon ist „nett“ und doch verheißt sie den Shalom – über den Weg der Vergebung und Versöhnung. Welch Botschaft für die Welt!
Die Weltsicht der Bibel ist nicht illusionär. Sie sieht die Menschheit mit all ihren Schatten und ihrer Bedürftigkeit, ihrer Erlösungsbedürftigkeit.
Die Weltsicht der Bibel spart den Gerichtsgedanken nie aus. Sie heißt nicht alles gut. Doch ihre letzte Vision ist immer: das Heil. An dieser Perspektive des „Shalom“ kann (auch wer nicht daran glaubt) eine positive, lösungsorientierte, lebensfördernde Grundhaltung erstreben lernen: Das Prinzip Hoffnung.
Persönlichkeitsstärkung durch Befreiung zur Verantwortung
Die biblische Theologie gilt dem Menschen. Sie sieht das Kind, den Bedürftigen, die Rechtlose – stärkt die Seelen. Das Ego, das nur um sich selbst kreist, wird befreit von diesem „incurvatus in se ipsum“ (Luther) hin zu einer offenen Zuwendung zu anderen und den Herausforderungen des Lebens voll Vertrauen.
Von den Sklaven in Ägypten bis zu Jesus am Kreuz lenkt die Bibel den Blick auf Unrecht und Mitgefühl. Wer irgendwann in der Schulzeit eine Geschichte hört und sich vornimmt:
„Ich will nicht zu denen gehören, die unterdrücken, schlagen, töten.“
„Ich will nicht zu denen gehören, die unterdrücken, schlagen, töten“ fängt an, ganz für sich, das Gewissen zu trainieren und entwickelt ein selbstwirksames Selbstbild.
Zuspruch und Anspruch
Der Zuspruch der bedingungslosen Liebe ist in der Bibel nicht denkbar ohne Bindung und Zugehörigkeit, Verbindlichkeit, Treue.
Befreiung zum Handeln zielt nicht auf mein Belieben oder Interesse, sondern ist untrennbar vom Auftrag und Anspruch dessen, der mich liebt und in den Dienst ruft.
Also sind hier Differenzkompetenz und Frustrationstoleranz angebahnt.