Selten hat ein Maler mit so einem kleinen Werk eine so große Wirkung
hinterlassen: Wir kennen kaum 25 Gemälde von Hieronymus Bosch und nur
genau so viele Zeichnungen. Aber diese 50 Kunstwerke haben gereicht, um
seinen Ruhm über fünf Jahrhunderte nicht nur zu bewahren, sondern auch
zu mehren. Ja, jede Zeit entdeckt Bosch neu – die Surrealisten hatten
das Gefühl, hier male ihr einziger echter Vorfahre, die 68er verehrten
ihn als Vorreiter der Libertinage wegen seines "Gartens der Lüste" und
unsere Gegenwart faszinieren seine Wimmelbilder, weil ihre Kreaturen
modernen Horrorfilmen und Computerspielen entstiegen sein könnten.
In der neuesten Folge von "Augen zu", dem Kunstpodcast von ZEIT und ZEIT
ONLINE erkunden Florian Illies und Giovanni die Lorenzo die
Lebensgeschichte dieses Mannes, die so viel geordneter verlief als bei
fast allen anderen Künstlern, die sie in ihrem Podcast über die letzten
Jahre vorgestellt haben. Offenbar verließ Bosch nie das niederländische
s'-Herzogenbosch, wo er um 1450 geboren wurde und 1518 starb. Ja, nicht
aus Reisen nach Italien oder in andere Kunstzentren der Spätgotik und
Frührenaissance holte er seine Anregungen, wie so viele andere Maler
seiner Zeit, Dürer etwa, sondern aus sich selbst. Er war das, was Peter
Sloterdijk einen "intellektuellen Selbstversorger" nannte. Aus den
Winkeln seiner eigenen Seele holte er die schrecklichen Visionen einer
untergehenden Welt, die er in Malerei umsetzte. Allein die Apokalypse
der Bibel nahm er als visionäre Anregerin ernst.
Bosch war tiefgläubig, gehörte einer Bruderschaft an und seine
Ausmalungen der Lüste und der Schrecken der Welt sollten vor allem
warnende und abschreckende Wirkung haben – dass sie bis heute auch als
erste malerische Feiern der dunklen Seiten des Lebens gesehen werden,
das hätte ihrem Schöpfer wohl weniger gefallen.
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