Als die 19-jährige Meret Oppenheim im Jahre 1932 mit ihrer Freundin, der
Malerin Irène Zurkinden, nach Paris kam, da wurde sie sehr schnell zum
umschwärmten Mittelpunkt der Männergesellschaft des Surrealismus. Max
Ernst begann 1933 eine Liebesbeziehung mit ihr, Man Ray fotografierte
sie für eine seiner bekanntesten Serien nackt vor der Druckerpresse, und
Alberto Giacometti schrieb ihr verliebte Karten. Doch dann fing sie an,
sich zu emanzipieren – sie zeichnete das Ohr von Giacometti und machte
eine Skulptur daraus. Sie liebte Paris und die Traumwelten der
Surrealisten, sie neckte sie und war Teil der kühnen Bewegung, aber
fühlte sich immer unwohler in ihrer Rolle als deren Muse. Und als
Picasso einmal im Café du Dôme einen Scherz über ihr Pelzarmband machte
– da parierte sie souverän. Sie ließ sich vom Kellner eine leere Tasse
bringen und begann am selben Tag, sie mit Pelz zu ummanteln. So entstand
ihr berühmtestes Kunstwerk – die Tasse und der Löffel im Pelz, die schon
1936 in New York gezeigt und prompt vom Museum of Modern Art angekauft
wurde.
In "Augen zu" dem Kunstpodcast von ZEIT und ZEIT ONLINE sprechen Florian
Illies und Giovanni di Lorenzo über die paradoxen Folgen dieser
Emanzipation von Meret Oppenheim. Denn ein Jahr später zieht sie aus
Paris in die Schweiz und fällt in eine fünfzehnjährige Depression und
Schaffenskrise. Aber die Zeichnungen und Objekte, die sie schafft,
machen sie für alle Zeiten zu einer der interessantesten Künstlerinnen
des 20. Jahrhunderts: Sie sind immer sehr klug, sehr gewitzt und haben
eine ungeheuer subtile formale Ästhetik, die immer an den Schmerzpunkten
des Geschlechterverhältnisses ansetzt. Genau damit hatte sie eine
wegweisende Rolle für Künstlerinnen wie Louise Bourgeois oder Tracey
Emin, die ohne den Leistungen von Meret Oppenheim nicht denkbar sind.
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