Wie uns vergessene Kindheitserfahrungen ein Leben lang prägen
1.9.2024
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29:50
Die sogenannten Verschickungskinder sind eines der letzten Tabuthemen
der alten Bundesrepublik. Mehr als 2.000 Kurkliniken in Westdeutschland
haben unbegleitete Kinder und Jugendliche mit teils fragwürdigen
Therapien behandelt. Besuchsverbot, Essenszwang, Abhärtung.
ZEIT-WISSEN-Reporterin Hella Kemper wurde als Fünfjährige mit Asthma zur
Kur nach Norderney geschickt. Warum kann sie sich an diese Zeit nicht
erinnern? Sie macht sich auf den Weg, ihrem Gedächtnis auf die Sprünge
zu helfen – und entdeckt mithilfe ihrer Therapeutin ein
Verhaltensmuster, das sie mit den vergessenen Kindheitserfahrungen
erklären kann.
Außerdem: Eine Erinnerungswerkstatt in Hamburg hilft Trauernden, den
persönlichen Besitz von verstorbenen Angehörigen in Andenken
umzuwandeln. Und in der unmöglichen Kolumne geht Christoph Drösser dem
Rätsel der Déjàvus auf den Grund.
Shownotes
in der Quellendokumentation der Diakonie Niedersachsen untersuchen
Historiker, was zwischen 1945 und 1980 in sechs Kurheimen mit
Verschickungskindern geschehen ist.
Anja Röhl hat 2019 mit ihrem Buch Das Elend der Verschickungskinder die
Debatte über die Heimaufenthalte der allein verschickten Kinder nach
1945 angestoßen. Sie hat auch die Website www.verschickungsheime.de
initiiert, wo es sehr viele und sehr gute Informationen gibt. Wer sich
an seinen Heimaufenthalt erinnert, kann hier Zeugnis ablegen.
Im November 2024 gibt es den 6. Bundeskongress zur Aufarbeitung der
Kinderverschickung in Bad Kreuznach.
Der Bericht von Report Mainz über Misshandlungen und Leid in den
Kurheimen ist in der ARD-Mediathek abrufbar.
An der Humboldt-Universität zu Berlin gibt es die bislang größte
wissenschaftliche Untersuchung der Kinderverschickungen. Voraussichtlich
im Herbst 2024 sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden.
Die Erinnerungswerkstatt von Anemone Zeim ist unter
https://vergiss-mein-nie.de zu finden.
Ehemalige Verschickungskinder können ihre Erinnerungen, die sie teilen
möchten, an [email protected] schicken.
Die Studie Are involuntary autobiographical memory and déjà vu natural
products of memory retrieval? ist hier erschienen.
Den “Deja-Vu-Generator” hat Anne Cleary in einem Artikel im Magazin Aeon
beschrieben.
Kapitel
(Wenn Werbung eingespielt wird, verschieben sich die Kapitel um circa 45
Sekunden)
(00:00) Verborgene Erinnerungen
(03:14) Das Leid der Verschickungskinder
(06:25) Die Rückkehr ins Seehospiz
(08:22) Schikane oder medizinischer Nutzen?
(11:14) Die Natur der Trigger
(13:22) Die Erklärung für mein Beuteschema
(17:06) Die Erinnerungswerkstatt
(20:53) Welche Geschichten erzählen unsere Dinge?
(24:28) Was verrät ein Déjá-vu?
(28:54) Vorschau auf ZEIT WISSEN
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