Auf ein Glas Champagner mit Marie-Anne podcast

Marie-Anne Wild (Raue) im Gespräch mit Eva-Maria Hilker

0:00
1:10:55
15 Sekunden vorwärts
15 Sekunden vorwärts
Folgenbeschreibung In der ersten Folge nach der kleinen Winterpause, ist wieder eine starke und unabhängige Geschäftsfrau zu Gast bei Marie-Anne Wild: Eva-Maria Hilker ist Herausgeberin von Deutschlands größter Gastrozeitung „EssPress“, sie sagt über sich selbst, sie sei ein „journalistisches Urgestein“. Hilker hat ihre Karriere mit dem Fokus auf Stadtpolitik begonnen. Nach dem Mauerfall wurde das Thema Essen plötzlich größer und interessant in der (Berliner)Gesellschaft. Aus einem kleinen Artikel wurden mehrere Seiten in einem Magazin und schließlich eine ganze Zeitung über die Gastronomie. Eva-Maria ist in der Welt des Journalismus auf viel Gegenwind gestoßen, von Männern, denn fast alle Herausgeber sind Männer. Doch sie hat sich durchgesetzt und ist heute sehr erfolgreich mit ihren Ideen. Auch Marie-Anne kennt es zu gut, sich als Frau durchsetzen zu müssen. Ihr Geschäftsleben war ein starker Grund dafür, dass sie seit diesem Jahr wieder ihren Mädchennamen „Wild“ angenommen hat, denn den Gästen und Geschäftspartnern viel es schwer zu verstehen, dass sie trotz Trennung noch mit ihrem Ex-Mann zusammen arbeitet. Die beiden Frauen versuchen in die Zukunft mit dem Coronavirus zu blicken und sprechen dabei über schwierige Situationen, die ihnen begegnet sind oder noch begegnen werden. Sie schätzen das Gästeverhalten nach dem Lockdown ein und sprechen über eine neue Wertschätzung der Gastronomie. Außerdem geht es um Restaurants mit Frauen in Führungspositionen und warum es Köchinnen besonders schwer haben. Marie-Anne teilt, wie viel Druck es mit sich bringt, wenn man ganz vorne in der Gastronomie-Liga mitspielt, denn dann steht man nicht nur ganz oben, sondern ist auch der Gejagte und muss jeden Tag beweisen, dass man dort oben hingehört. Zitate Hilker Wäre ich ein Mann gewesen, hätte man mir unterstellt: „Ne originelle Idee. Wir unterschätzen dich.“ Dadurch, dass ich aber ne Frau war, aus dem Journalismus kam und auch eine gewisse Strenge hatte, haben sie mir direkt gesagt: „Da kommst du nie weiter.“ Marie Ich sehe es auch an meinen Servicemitarbeiterinnen, dass die Generation an jungen Frauen, die jetzt kommt, aus der Familie und aus der Gesellschaft heraus mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein aufwächst. Die lassen sich ganz viel nicht mehr bieten und da bin ich ganz froh drüber. Hilker Ich hatte das Gefühl, wenn ich bei Pressekonferenzen oder ähnlichen Veranstaltungen war, wurde ich eher angeguckt, als ob ich die Partnerin eines reichen Herrn bin, die ihre Freizeit mit einem Projekt anreichert. Dass ich Business mache, hinter Zahlen her bin und unfreundlich werde wenn Rechnungen nicht bezahlt werden oder wenn man mich über den Tisch ziehen will, das war ihnen so nicht klar. Heute ist das ganz klar. Marie Wir Frauen hinterfragen uns, analysieren, versuchen uns zu verbessern, Männer haben da ein ganz anderes Verständnis. Ich würde mir wünschen, dass wir uns und unsere Leistung weniger hinterfragen. Ich denke, dass wir da noch ganz viel lernen müssen und manche Sachen einfach mehr fließen lassen müssen. Hilker Ein Kollege sagte mal zu uns Frauen, als eine junge Journalistin zu uns kam: „Da werdet ihr ja jetzt alle stutenbissig" Da dachte ich: Jetzt sind wir sogar schon so weit, dass die Männer uns gar nicht zutrauen, dass wir Frauen miteinander arbeiten können. Marie Diese Zeit während der Pandemie hat mir sehr viel gezeigt. Als ich dachte ich bin am Limit mit dem was ich leisten kann, war ich noch lange nicht am Limit. Sie hat mir gezeigt, dass ich viel mehr leisten kann, viel kreativer bin und viel mehr im Kopf habe, als ich dachte.

Weitere Episoden von „Auf ein Glas Champagner mit Marie-Anne“