delikt – Wahre Verbrechen aus Österreichs Süden podcast

Rückblick: 20 Stunden Todesangst – Als eine Geiselnahme das Land in Atem hielt

0:00
24:03
Retroceder 15 segundos
Avanzar 15 segundos

[Diese Podcast-Folge ist ursprünglich in unserem Format Graz – Laut gedacht erschienen]

Es waren wohl die 20 längsten Stunden im Leben der Geiseln und ihrer Angehörigen – so lange dauerte die Geiselnahme durch Josef Kis-Lukac, der frustriert und bewaffnet am Montag, dem 16. Juni 1980, kurz vor Mittag in eine Arztpraxis in der Grazer Annenstraße eindringt.

Der Arzt und ein Sanitäter können fliehen, die restlichen Geiseln bangen um ihr Leben. Der Täter zwingt eine junge Ordinationsgehilfin mit vorgehaltener Waffe seine Forderungen nach außen zu kommunizieren. Sie tritt in telefonischen Kontakt mit einer damaligen Redakteurin der Kleinen Zeitung, Helena Wallner. Stundenlang vermittelt Wallner mit der Ordinationsgehilfin zwischen Geiselnehmer, Zeitung und Polizei. 

Ergänzung:

In Reaktion auf diese Folge hat sich Gerhard Ofner bei uns gemeldet. Er war damals als einer der Beamten der Einsatzgruppe zur Bekämpfung besonders gefährlicher Rechtsbrecher derjenige, der als erster in die Ordination des Arztes gelangt ist und zusammen mit einem Kollegen den Arzt und den Rettungsfahrer geborgen und in Sicherheit gebracht hat.

Das sind seine Ergänzungen zu dem Podcast (zusammengefasst):

  • Nicht nur bei der Gendarmerie wurde das „GEK“ aufgebaut, sondern auch in den Bundespolizeidirektionen wurden „Einsatzgruppen zur Bekämpfung besonders gefährlicher Rechtsbrecher“ gebildet und Kriminalbeamte entsprechend ausgebildet und ausgerüstet. Das geschah ohne besondere Information der Öffentlichkeit.
     
  • Damals waren Beamte dieser Einsatzgruppe der BPD-Graz im Einsatz. Der Auftrag: „unblutige Beendigung der Geisellage, Befreiung der Geiseln und Festnahme des Täters“. Waffengebrauch im Sinne der gesetzlichen Bestimmungen. Bei unmittelbar drohender Gefahr für das Leben der Geiseln war sofortiges Einschreiten (Konfrontation mit dem Täter) angeordnet. Die körperliche Unversehrtheit und das Lebens der Geiseln war unter allen Umständen zu schützen.
     
  • Nach der Bergung des Arztes und des Rettungsfahrers über die Feuerwehrleiter, wurde die Lage – die zuvor weitgehend unklar war – erkundet. Der Täter konnte immer wieder durch das Türschloss beobachtet werden. Die an dieser Türe stehenden Geiseln wurde erklärt (Gespräche im Flüsterton waren möglich), wie sie sich im Falle eines möglichen Sturms des Warteraumes verhalten sollten. Diese Informationen wurde auch unter den Geiseln weitergegeben.
     
  • Schon damals gab es Erkenntnisse über die Bewältigung von Geisellagen und die Führung von Verhandlungen, die einerseits den Täter ermüden, fehleranfällig und unaufmerksam machen und andererseits den Einsatzkräften Raum zur Entwicklung entsprechender Strategien schaffen sollten. Diese Taktik der Sicherheitsbehörden bei Geisellagen war und ist bis heute absolut lege artis. In diesem Sinne erfolgte auch die Einsatzplanung und die Auftragserteilung an das Zugriffsteam der BPD-Graz.

Otros episodios de "delikt – Wahre Verbrechen aus Österreichs Süden"